Pressemitteilung GILDEMEISTER Drehmaschinen
18.01.2002|Interview mit Dr. Rüdiger Kapitza 

Neue Maschinen für neue Werkstoffe

Das Maschinenbauunternehmen Gildemeister stand in den neunziger Jahren vor dem Ruin - und hat den Turn-around mit Erfolg geschafft.

Herr Kapitza, viele Maschinenbauunternehmen haben derzeit Probleme im operativen Geschäft. Gildemeister dagegen kann bereits über Jahre hinweg stabile Zuwächse vermelden. Wie kommt das?

Wir haben Gildemeister vor einigen Jahren konsequent markt- und produktorientiert ausgerichtet. Dazu gehörte eine Innovationsoffensive. Wir haben unseren Produktlebenszyklus von sechs bis sieben Jahre auf rund vier Jahre verkürzt. Unser Ziel ist es dabei, dass das neue Produkt 20 bis 30 Prozent effektiver ist als das Vorgängermodell, aber nur zehn Prozent mehr kosten soll. Marktorientiert bedeutet, dass wir in Märkte gegangen sind, in denen wir zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so stark waren - vor allem nach Nordamerika und in die asiatischen Räume. Diese Märkte bringen uns heute Geschäft und damit Wachstum.

Maschinenbau ist ja ein weiter Begriff. Für welchen Zweck und Anwenderkreis baut Gildemeister Maschinen?

Wir produzieren Werkzeugmaschinen in erster Linie für den so genannten spanabhebenden Bedarf. Diese werden gebraucht für die Motoren- und Turbinentechnik, aber auch in ganz neuen Bereichen wie Medical Care - zum Beispiel zur Produktion von Formen für künstliche Hüftgelenke. Wir haben also einen breiten Anwenderkreis.

Dennoch: Das klingt nicht unbedingt nach wachstumsstarken Bereichen.

Das ist grundsätzlich richtig. Der Markt für Werkzeugmaschinen als solches wächst eigentlich seit Jahren nicht mehr, aber Gildemeister wächst innerhalb seines Marktsegmentes, und das erfolgt auch über eine Verdrängung. Zudem hat sich auch unser Kunden-Mix geändert. Die frühere Hauptzielgruppe, der Maschinenbau, macht heute nur noch ein Fünftel des Umsatzes aus. Die Wachstumsimpulse kommen aus der Hochtechnologie im Bereich der Medizintechnik, aber auch aus Gebieten wie dem Halbleiter- und Computerbau.

Diese Kunden benötigen aber doch nicht irgendwelche Standardlösungen. Was kann Gildemeister dort bieten?

Die Technologie ist zwar traditionell, aber die Maschinen von heute sind mit ihren Vorgängern überhaupt nicht vergleichbar. Sie haben mehr als die doppelte bis dreifache Produktivität wie noch vor zehn Jahren. Und es gibt neue Bearbeitungstechniken.

Welche sind das?

Das ist einmal der Einsatz von Lasern. Beim Fräsen von sehr kleinen Formen stößt man unweigerlich an physikalische Grenzen. An dieser Stelle haben wir damit begonnen, Laser einzusetzen, denn die Tendenz in der Produktion geht sehr stark zu Mikro-Kavitäten, also sehr kleinen Formen - zum Beispiel für die Elektronikindustrie oder Medizintechnik. Ultrasonic, als zweites, ist ein Verfahren für neue, schwer zu bearbeitende Werkstoffe. Bislang waren die Möglichkeiten, zum Beispiel Keramik zu bohren oder in präzise Formen zu bringen, beschränkt. Mit unserem neuen Ultraschallverfahren können Sie dieses Material mit der zehnfachen Geschwindigkeit bearbeiten. Wir haben mit wenig Umsatz angefangen, zwei Millionen Euro, werden aber dieses Volumen in 2002 verfünffachen.

Wie groß ist die Gefahr, dass sich der andauernde Konsolidierungsprozess in der Branche noch einmal verschärft?

Ich denke, dass diese Entwicklung weitergehen wird - schon allein, weil viele unserer Kunden global agieren. Denken Sie an die Automobilindustrie. Die Produzenten dort verlangen auch von ihren Ausrüstern, sich weltweit aufzustellen, denn eine einmal erarbeitete Technologie fängt man regional nicht neu an zu entwickeln, sondern nimmt sie mit. Um diese Globalität zu begleiten, benötigen Sie eine kritische Größe - und die haben wir. Gildemeister ist heute die Nummer zwei weltweit unter den spanenden Werkzeugmaschinenherstellern. Und unser Ziel ist klar: Wir wollen die Nummer eins werden.

Sie sind zum Jahreswechsel in den MDax aufgestiegen. Was bedeutet das für Sie?

Das Thema MDax freut uns, denn es zeigt die konsequente Arbeit, die wir in den vergangenen Jahren gemacht haben. Wir gehen davon aus, dass wir über die Mitgliedschaft im MDax eine noch breitere Anlegerschicht ansprechen. Aber auch vorher haben wir schon viel getan, um unseren Namen in der Finanzszene bekannt zu machen und so das Interesse neuer Investoren zu wecken. 2001 ist Gildemeister zum Beispiel von einer unabhängigen Jury für den besten Geschäftsbericht ausgezeichnet worden.

Aber die Aktie ist gemessen an der Branche günstig bewertet. Woran liegt das?

Unsere Aktienkursentwicklung ist sehr erfreulich. Bedenken Sie, dass die Aktie von sechs Euro kommt. Im letzten Jahr pendelte das Papier stabil um die neun Euro. Aktuell hat die Aktie die Zehn-Euro-Marke überschritten. Der Kurs ist immer mit der Geschäftsentwicklung gewachsen. Für jeden Vorstand ist ein hoher Kurs wichtig. Gleichwohl sehen wir, dass der Kurs sehr stabil verläuft - auch in schwierigen Zeiten, rund um den September herum oder durch Zyklen bedingt. Wie kommen wir zu besseren Kursen? Sehr einfach. Wir arbeiten nach wie vor an einer guten Unternehmensperformance. Der Rest stellt sich an der Börse von alleine ein.

Rüdiger Kapitza Vorstandsvorsitzender der Gildemeister AG.

Die Fragen stellte Thomas Luther.

GILDEMEISTER: Die Aufnahme in den MDax Ende Dezember letzten Jahres hat der Gildemeister-Aktie einen unerwarteten Höhenflug beschert. Gegenüber dem letzten Handelstag des Jahres 2001 legten die Anteilsscheine des westfälischen Maschinenbauers rund 16 Prozent zu. Nach Ansicht von Analysten beruht der Zwischenspurt weniger auf fundamentalen Faktoren als vielmehr darauf, dass das Papier nun stärker in den Blickpunkt institutioneller Investoren rückt. Dennoch ist das Lager der Bankexperten fast durchweg positiv gestimmt für den Wert. So steht die Aktie bei WestLB Panmure und dem Bankhaus Lampe auf "outperform", HSBC Trinkaus & Burkhardt stuft den Wert mit "add" ein und das Urteil von Independent Research lautet "over weight". tlu

Quelle: Handelsblatt Nr. 013 vom 18.01.02 Seite i06

Disclaimer, Hinweis zu den zukunftsbezogenen Aussagen

Disclaimer, Hinweis zu den zukunftsbezogenen Aussagen

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