Rede zur 108. ordentlichen Hauptversammlung der GILDEMEISTER Aktiengesellschaft am 14.05.2010

Es gilt das gesprochene Wort!

Meine sehr geehrten Damen, meine Herren, sehr geehrte Aktionäre,

auch ich möchte Sie nun im Namen des Vorstandes zu unserer 108. ordentlichen Hauptversammlung in Bielefeld herzlich begrüßen.

Das Geschäftsjahr 2009 war – bedingt durch die Wirtschaftskrise – auch für GILDEMEISTER eines der schwierigsten Jahre in der Unternehmensgeschichte. Uns hat diese dramatische Situation viel abverlangt. Im Vergleich zur Branche haben wir uns allerdings gut behauptet! Hier die wichtigsten Zahlen: Der Auftragseingang erreichte 1.145,9 Mio € (- 39%). Der Umsatz sank um 38% auf 1.181,2 Mio €. Unser Ziel, ein positives Ergebnis (EBT) zu erwirtschaften, haben wir erreicht: Der Jahresüberschuss im Konzern betrug 4,7 Mio €. Das EBITDA betrug 60,9 Mio € und das EBT war mit 7,1 Mio € positiv. Das Ergebnis je Aktie beträgt 0,10 €. Der Kurs Ihrer GILDEMEISTER-Aktie entwickelte sich im letzten Jahr mit einem Plus von 44% (year-on-year) besser als der MDax (+34%). Unter Tagesordnungspunkt 2 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der heutigen Hauptversammlung vor, den erwirtschafteten Jahresüberschuss für das Geschäftsjahr 2009 mit einer Dividende von 0,10 € je Stückaktie auszuschütten.

Internationale Entwicklung der Werkzeugmaschinenindustrie 2009

Der weltweite Werkzeugmaschinenmarkt erlebte seine historisch  schwerste Krise. Der Welt-Werkzeugmaschinen-Verbrauch ging 2009 um 31% auf 36,1 Mrd € zurück. Mit deutlichem Abstand war China mit 10,5 Mrd € (29%) erneut der größte Absatzmarkt. Weit dahinter lag Deutschland mit 3,9 Mrd € an zweiter Stelle (11%). Platz drei belegten die USA mit 2,4 Mrd € (7%), gefolgt von Japan und Italien. Diese fünf Industrieländer stehen für 60% des Welt-Werkzeugmaschinen-Verbrauches.

Die Weltproduktion ging ebenfalls um 31% auf 36,1 Mrd € zurück. Deutschland lag mit 7,5 Mrd € (21%) noch an der Weltspitze. China hat sich erstmals mit 7,0 Mrd € (19%) zum zweitgrößten Produzenten von Werkzeugmaschinen entwickelt. Japan belegte mit 5,1 Mrd € (14%) den dritten Platz – vor Italien und Südkorea.

Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie 2009

Der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie brach um 55% auf 6,2 Mrd € ein (Vorjahr: 13,7 Mrd €). Die Inlandsnachfrage sank um 61% (Vorjahr: -17%). Die Nachfrage aus dem Ausland verringerte sich um 50% (Vorjahr: -12%). Die Produktion sank um 30% auf 9,9 Mrd € und lag damit deutlich unter dem Vorjahreswert (14,2 Mrd €).

Bericht zum Geschäftsjahr 2009 des GILDEMEISTER-Konzerns

GILDEMEISTER verfolgte im Geschäftsjahr 2009 auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten seine strategischen Ziele. Mit unserer langjährigen Erfahrung, unserem breiten technologischen Know-how und unserer Innovationskraft werden wir weiterhin eine Spitzenposition der weltweit führenden Hersteller spanender Werkzeugmaschinen einnehmen. Unser Angebot umfasst neben Drehen, Fräsen und Lasertechnik auch Automatisierungs- und Softwarelösungen für Werkzeugmaschinen. Diese werden durch das kundenorientierte Service-Geschäft ergänzt. Erfreulich hat sich die Solartechnik mit dem SunCarrier entwickelt. Im italienischen Markt haben wir unsere Position gestärkt. In den USA und in Indien konnten wir mit der Realisierung erster Aufträge Fuß fassen.

Die Herausforderung, die internationale Wirtschaftskrise zu meistern und zu bestehen, erfordert starke Allianzen. Im März 2009 haben wir mit dem führenden japanischen Hersteller von Werkzeugmaschinen Mori Seiki (Nagoya) eine Kooperation geschlossen, die es ermöglicht Ressourcen zu bündeln und gemeinsam Effizienzvorteile zu realisieren. Unsere strategische Zusammenarbeit umfasst die Bereiche Produktion, Einkauf, Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Service sowie die Kundenfinanzierung.

Auftragseingang

Im Geschäftsjahr 2009 erreichte der Auftragseingang 1.145,9 Mio €. Er war damit um 39% rückläufig (Vorjahr: 1.882,0 Mio €). In den ersten drei Quartalen entwickelte sich der Auftragseingang analog zum schwierigen Marktumfeld stark rückläufig. Im vierten Quartal erreichte der Auftragseingang mit 327,7 Mio € die Wende (Vorjahr: 289,2 Mio €). Das Werkzeugmaschinengeschäft fiel im Gesamtjahr um 51% auf 568,0 Mio €. Das Servicegeschäft betrug 577,7 Mio € (-21%); davon anteilig entwickelte sich das Solargeschäft mit 299,8 Mio € (+85%) positiv. In Deutschland waren die Bestellungen um 59% auf 343,9 Mio € deutlich rückläufig. Auch in Europa ließ der Auftragseingang spürbar nach. In Amerika verlief das Geschäft entsprechend der rückläufigen Marktentwicklung. In Asien stiegen die Bestellungen deutlich. Besondere Wachstumsimpulse kamen aus China.

Umsatz

Der Umsatz sank um 722,8 Mio € (-38%) auf 1.181,2 Mio € (Vorjahr: 1.904,0 Mio €); ein noch höherer Rückgang konnte durch den guten jahresanfänglichen Auftragsbestand vermieden werden. Die Inlandsumsätze sanken auf 496,5 Mio € (-40%); die Auslandsumsätze verringerten sich auf 684,7 Mio € (-36%). Die Exportquote betrug 58% (Vorjahr: 56%).

Segmentberichterstattung

Die GILDEMEISTER-Geschäftsaktivitäten umfassten im Berichtsjahr die Segmente Werkzeugmaschinen mit einem Umsatzanteil von 64% (Vorjahr: 63%) und das Service-Geschäft mit rund 36% (Vorjahr: 38%) sowie die Corporate Services mit weniger als 1%.

Das Segment Werkzeugmaschinen umfasst das Neumaschinengeschäft. Der Umsatz ging um 36% auf 757,7 Mio € zurück. Auf die Frästechnologie von DECKEL MAHO entfielen 42%; auf Ultrasonic und Lasertec entfielen 3%. Die Drehtechnologie von GILDEMEISTER betrug 19%.

Auch das Segment Services war vom konjunkturellen Abschwung betroffen. Der Umsatz reduzierte sich um 41% auf 423,3 Mio €. Die Sparte Solartechnik trug mit 88,5 Mio € dazu bei. Das originäre Servicegeschäft verzeichnete einen Rückgang von 36% im Vergleich zum Vorjahr.

Auftragsbestand

Der Auftragsbestand betrug zum Jahresende 586,7 Mio €; er lag damit deutlich (19%) unter dem Vorjahreswert (727,4 Mio €).

Ertragslage 2009

Unser Ziel, ein positives Ergebnis (EBT) zu erwirtschaften, haben wir erreicht. Trotz der massiven Einbußen haben wir durch konsequente operative sowie strukturelle Maßnahmen ein positives Ergebnis erzielt. Der Jahresüberschuss im Konzern betrug 4,7 Mio € (Vorjahr: 81,1 Mio €). Das EBITDA betrug 60,9 Mio € (Vorjahr: 188,9 Mio €); das EBIT belief sich auf 31,8 Mio € (Vorjahr: 158,2 Mio €). Das EBT war mit 7,1 Mio € positiv (Vorjahr: 126,7 Mio €). Die Steuerquote konnte auf 33,8% verbessert werden (Vorjahr: 36,0%). Das Ergebnis je Aktie beträgt 0,10 € (Vorjahr: 1,87 €).

GILDEMEISTER Aktiengesellschaft

Die GILDEMEISTER Aktiengesellschaft hat Management- und Holdingfunktionsaufgaben. Ihr Ergebnis war im Geschäftsjahr 2009 im Wesentlichen bestimmt von den Erträgen aus Finanzanlagen (16,9 Mio €), die sich aus Ergebnisabführungen der inländischen Tochtergesellschaften saldiert mit Verlustübernahmen (16,4 Mio €) und einem Beteiligungsertrag von Mori Seiki (0,5 Mio €) zusammensetzten (Vorjahr: 117,2 Mio €).

Die GILDEMEISTER Aktiengesellschaft schließt das Berichtsjahr mit einem Jahresergebnis von -1,7 Mio € ab (Vorjahr: 44,0 Mio €). Unter Berücksichtigung des Gewinnvortrages aus dem Vorjahr 2008 (8,2 Mio €) beläuft sich der Bilanzgewinn auf 6,5 Mio € (Vorjahr: 25,5 Mio €).

Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der heutigen 108. Hauptversammlung gemäß Tagesordnungspunkt 2 vor, den Bilanzgewinn wie folgt zu verwenden:

• Eine Ausschüttung an die Aktionäre von 4.558.200,30 € durch Zahlung einer Dividende in Höhe von 0,10 € je Stückaktie für das Geschäftsjahr 2009.
• Des Weiteren den verbleibenden Bilanzgewinn von 1.905.532,82 € auf neue Rechnung vorzutragen.

Nachfolgend einige Erläuterungen zum Jahresabschluss 2009 des GILDEMEISTER-Konzerns:

• Die Bilanzsumme reduzierte sich auf 1.152,7 Mio € (Vorjahr: 1.390,4 Mio €). Die Veränderung ergibt sich aus dem Rückgang der flüssigen Mittel (-173,5 Mio €) sowie aus der geringeren Mittelbindung in den Vorräten (-34,6 Mio €). Innerhalb der Aktiva erhöhte sich das Anlagevermögen auf 326,0 Mio € (+24,7 Mio €). Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen verminderten sich um 46,5 Mio € auf 239,5 Mio €; darin ausgewiesen sind Umsatzrealisierungen der Sparte Solartechnik in Höhe von 55,4 Mio €.
• Auf der Passivseite erhöhte sich das Eigenkapital um 1,2 Mio € auf 380,9 Mio € (Vorjahr: 379,7 Mio €). Die Verkürzung der Bilanzsumme und der Jahresüberschuss führten zu einer Verbesserung der Eigenkapitalquote auf 33,0% (Vorjahr: 27,3%).
• Der Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit (Mittelzufluss) war mit -75,2 Mio € negativ (Vorjahr: 108,6 Mio €); der Free Cashflow betrug -100,5 Mio € (Vorjahr: 60,1 Mio €). Gründe hierfür waren Umsatzverschiebungen in der Sparte Solartechnik, die zu Zahlungseingängen erst in diesem Geschäftsjahr führen werden und fehlende Umsatzrealisierungen bedingt durch den deutlich gestiegenen Exportanteil im Maschinengeschäft. Aufgrund der notwendigen gesetzlichen Ausfuhrgenehmigungen kam es zu verzögerten Auslieferungen und damit zu verzögerten Zahlungen.
• Die Nettofinanzschulden erhöhten sich folglich auf 244,9 Mio € (Vorjahr: 120,4 Mio €). Das Gearing (Verhältnis der Nettoverschuldung zum Eigenkapital) stieg auf 64,3% (Vorjahr: 31,7%).
• Da sich die Kennzahlen in Folge der Wirtschaftkrise deutlich verändert hatten, haben wir frühzeitig Verhandlungen mit unseren Banken geführt, um die bestehenden Finanzierungsverträge anzupassen. Zudem haben wir den Kreditspielraum erweitert, um Opportunitäten im Projektgeschäft nutzen zu können und die Finanzierung des Konzerns für die Zeit der Wirtschaftskrise abzusichern. In der Folge mussten wir deutlich höhere Zinsmargen akzeptieren. Die Finanzierung für GILDEMEISTER konnte bis zum Jahresende 2012 gesichert werden. Die entsprechenden Verträge wurden Anfang 2010 unterzeichnet.
• Die Investitionen in Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte betrugen 26,5 Mio € (Vorjahr: 50,2 Mio €). Mit der Beteiligung an Mori Seiki betrug der Zugang im Finanzanlagevermögen 31,3 Mio €. Die Investitionen beliefen sich damit insgesamt auf 57,8 Mio €. Die Abschreibungen beliefen sich unter Berücksichtigung der aktivierten Entwicklungskosten und Finance Lease auf 29,1 Mio € (Vorjahr: 30,7 Mio €).
• Die Innovationen von heute sind die Verkäufe von morgen! GILDEMEISTER hat im Berichtsjahr 15 Neuentwicklungen auf 89 nationalen und internationalen Messen und Ausstellungen präsentiert. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung haben wir trotz der Weltwirtschaftskrise mit 47,9 Mio € (Vorjahr: 57,3 Mio €) auf einem hohen Niveau gehalten. Auf dem Branchen-Highlight – der EMO 2009 in Mailand – präsentierten wir 41 Exponate, darunter 7 Weltpremieren. Mit innovativer Software heben sich DMG-Maschinen vom Wettbewerb ab. Unsere Steuerungstechnologie schafft eine Reduzierung der Rüstzeiten um bis zu 30%. GILDEMEISTER setzt im Bereich der Energieeffizienz von Werkzeugmaschinen neue Maßstäbe für ressourcenschonende Produktionsprozesse. Unter dem Label DMG ENERGY SAVING bündeln wir alle Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Insgesamt arbeiten 435 Mitarbeiter an der Entwicklung unserer Produkte (15% der Belegschaft der Werke).
• Hart getroffen hat die Wirtschaftskrise insbesondere unsere Mitarbeiter. Am 31. Dezember 2009 waren 5.450 Mitarbeiter, davon 253 Auszubildende, bei GILDEMEISTER beschäftigt (Vorjahr: 6.451). Ende des ersten Halbjahres waren zunächst sämtliche Beschäftigungsverhältnisse von Leiharbeitnehmern beendet (552 Beschäftigte). Wir haben notwendige Kapazitätsanpassungen soweit es möglich war vorrangig durch Kurzarbeit vorgenommen. Trotzdem musste im Jahresverlauf 2009 das Personal um 1.001 Mitarbeiter (-16%) abgebaut werden. Mit diesen frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen konnten wir 18,7 Mio € bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen und 59,4 Mio € im Personalaufwand einsparen. Diese Einsparungen resultieren insbesondere aus der Reduktion variabler Gehaltsbestandteile (-25,7 Mio €), dem Abbau von Überstunden (-15,9 Mio €) sowie dem Einsatz von Kurzarbeit (-12,1 Mio €). Durchschnittlich 30% der im Konzern beschäftigten Mitarbeiter waren im Berichtsjahr von Kurzarbeit betroffen. Die Personalquote betrug 30,3% (Vorjahr: 20,7%). Der Personalaufwand reduzierte sich um 59,4 Mio € auf 346,1 Mio € (Vorjahr: 405,5 Mio €).
  
  An dieser Stelle möchte sich der Vorstand bei allen Mitarbeitern für ihr Engagement bedanken. Sie haben in Zeiten harter Entscheidungen Zusammenhalt, Durchhaltevermögen und Engagement bewiesen. In guten wie in weniger guten Tagen können wir uns uneingeschränkt auf eine engagierte Belegschaft verlassen. Mit ihren persönlichen Einsatz haben wir es geschafft, in einem schwierigen Marktumfeld zu bestehen.

GILDEMEISTER-Aktie

Die GILDEMEISTER-Aktie gewann im Jahr 2009 deutlich an Wert. Sie entwickelte sich mit einem Plus von 44% (year-on-year) besser als der MDAX (+34%). Die Marktkapitalisierung stieg um 52% bzw. 176,5 Mio € auf 516,4 Mio € (Vorjahr: 339,9 Mio €). In das Börsenjahr 2009 startete die Aktie mit einem Kurs von 7,49 € (02.01.2009) und erreichte ihren Jahreshöchstwert mit 11,69 € am 16. November 2009. Der Jahrestiefstwert lag bei 4,25 € (05.03.2009). Die Aktie schloss zum 30. Dezember 2009 mit 11,33 €. Der gute Verlauf wurde durch die positive Entwicklung der Sparte Solartechnik und die Kooperation mit Mori Seiki getrieben. Zu Jahresbeginn 2010 verzeichnete die GILDEMEISTER-Aktie eine uneinheitliche Entwicklung: Ausgehend vom Jahresanfangskurs mit 11,62 € (02.01.2010) schloss die Aktie zum Ende des ersten Quartals mit 9,96 € (31.03.2010). In dem derzeit volatilen Umfeld notiert die Aktie bei 9,48 € (10.05.2010).

Sehr verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, im Tagesordnungspunkt 6 dieser Hauptversammlung bitten wir Sie, der Beschlussfassung über die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien zuzustimmen. Dies dient dazu, GILDEMEISTER in die Lage zu versetzen, eigene Aktien als Gegenleistung zum Erwerb von Unternehmen oder Unternehmensbeteiligungen zu gewähren bzw. eine Veräußerung der Aktien möglichst effizient zu einem für die Gesellschaft optimalen Preis durchzuführen. Ausführliche Erläuterungen zu Punkt 6 finden sich im Bericht des Vorstandes, der in der heutigen Hauptversammlung zur Einsicht ausliegt. Es handelt sich bei dieser Ermächtigung um einen vorsorglichen Beschluss; konkrete Pläne für die Inanspruchnahme bestehen nicht.

Hinweis: noch nie eigene Aktien zurückgekauft / good house-keeping

Wir bitten Sie auch dem Tagesordnungspunkt 9 – Beschlussfassung über die Anpassung des Unternehmensgegenstandes – zuzustimmen. Die geschäftlichen Aktivitäten von GILDEMEISTER werden künftig neben dem Bereich der Werkzeugmaschinen und Services verstärkt auch die Gewinnung und Speicherung von Energie mittels regenerativer Energie-Quellen beinhalten. Dies soll sich auch im Gegenstand des Unternehmens niederschlagen. Erneuerbare Energien werden ein immer wichtigerer Baustein zukünftiger Energieversorgungskonzepte. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung für GILDEMEISTER und den Vorschriften des IFRS 8 werden die Energy Solutions seit Jahresbeginn 2010 als eigenes Segment geführt.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, wir bitten Sie auch dem Tagesordnungspunkt 10 – Neuschaffung eines genehmigten Kapitals und entsprechende Satzungsänderung – zuzustimmen. Das vorgeschlagene neue genehmigte Kapital ist im Wesentlichen inhaltsgleich mit dem bisherigen genehmigten Kapital. Mit der Ermächtigung zur Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals erhält GILDEMEISTER für die nächsten fünf Jahre ein flexibles Instrument zur weiteren Gestaltung der Unternehmenspolitik, um zum Beispiel bestehende Kooperationen zu festigen. Detaillierte Erläuterungen zu Punkt 10 finden sich ebenfalls im Bericht des Vorstandes, der Ihnen in der heutigen Hauptversammlung zur Einsicht zur Verfügung steht. Der Vorstand hat darüber hinaus verschiedene weitere erläuternde Berichte erstattet. Diese Berichte haben wir zusammen mit der Einladung zur 108. ordentlichen Hauptversammlung und auch im Internet bekannt gemacht; sie liegen zudem während dieser Hauptversammlung am Wortmeldetisch aus. Auch bei dieser Ermächtigung handelt es sich um eine rein vorsorgliche Maßnahme. Im Falle einer Inanspruchnahme wird GILDEMEISTER das zur Beschlussfassung anstehende genehmigte Kapital nur soweit ausnutzen, dass unter Berücksichtigung marktüblicher Bedingungen ein etwaiger Ausschluss des Bezugsrechts auf maximal 20% begrenzt bleibt.

1. Quartal und Ausblick auf das Geschäftsjahr 2010

Sehr geehrte Aktionäre,
ich möchte nun auf das Geschäftsjahr 2010 eingehen und Sie über die aktuelle Entwicklung informieren. Der weltweite Werkzeugmaschinenmarkt soll im laufenden Jahr voraussichtlich noch stagnieren. Der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) geht in seiner April-Prognose von einem leichten Rückgang des Verbrauches um 0,4% auf 36,0 Mrd € aus. Es lohnt sich jedoch die Weltmärkte genauer zu betrachten: In Asien hat sich die Nachfrage schnell erholt (+5,5%). Vor allem die Märkte China (+7,2%), Indien (+10,1%) und Taiwan (+11,0%) zeigen deutliche Wachstumstendenzen. Auch in Amerikasoll sich das Werkzeugmaschinengeschäft positiv entwickeln (+6,8%); insbesondere in Brasilien ist von einem steigenden Verbrauch (+14,2) auszugehen. In Europa wird mit einer rückläufigen Entwicklung gerechnet (-15,6%).

Auch der deutsche Werkzeugmaschinenmarkt soll sich schwächer entwickeln als der Weltmarkt. Der VDW rechnet mit einem nochmaligen Rückgang des Verbrauchs – bedingt durch hohe Durchlaufzeiten im Projektgeschäft und einem hohen Anteil an Spezialmaschinen in Deutschland – und mit einem Rückgang von 12% für die Produktion. Der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenhersteller legte allerdings zu Jahresbeginn wieder zu. Starke Impulse für den deutschen Werkzeugmaschinenbau kamen insbesondere aus dem Ausland; die Bestellungen nahmen um 54% zu. Die Bestellungen aus dem Inland verzeichneten einen Zuwachs von 25%.

Fazit 
Die Folgen der Wirtschaftskrise sind auch zu Jahresbeginn noch deutlich spürbar. Die Talsohle scheint aber durchschritten. Die Werkzeugmaschinennachfrage verläuft noch auf niedrigem Niveau, zeigt jedoch Erholungstendenzen.

GILDEMEISTER geht weiterhin mit vorsichtigem Optimismus in das Geschäftsjahr 2010.Wir verzeichnen ein zunehmendes Produktinteresse im Werkzeugmaschinengeschäft. Auf unserer Traditions-Hausausstellung in Pfronten präsentierte die DMG 55 Exponate auf einer Fläche von 3.243 Quadratmetern. 3.913 nationale und internationale Kunden informierten sich über die Innovationen und Trends. Wir erzielten einen Auftragseingang von 58,5 Mio € und 292 verkauften Maschinen.

Im Februar präsentierten wir auf der METAV in Düsseldorf 21 innovative Maschinen. Die positive Bilanz war ein Auftragseingang von 29,3 Mio € und 160 verkaufte Maschinen. Weitere Impulse planen wir aus den kommenden weltweiten Branchenhighlights.

In Bielefeld präsentierte GILDEMEISTER erstmals vom 10. bis 12. März 2010 das neue Geschäftsfeld der Großmaschinen – DMG XXL-Maschinen. Mit einem Dreh-Fräszentrum unseres Kooperationspartners Mori Seiki wurde der erste Schritt zur Ergänzung unseres Produktportfolios im Großmaschinenbereich getan.

1. Quartal 2010
Hinweis: Seit Jahresbeginn werden die Energy Solutions aufgrund der zunehmenden Bedeutung für GILDEMEISTER und den Vorschriften des IFRS 8 als ein eigenes Segment geführt.

Nun zu den Zahlen des 1. Quartals 2010 und dem Ausblick 2010: Der Auftragseingangstieg im ersten Quartal um 28% auf 302,3 Mio €. Das Werkzeugmaschinengeschäft nahm um 44% auf 188,7 Mio € zu (Vorjahr: 131,4 Mio €). Die Services stiegen um 19% auf 88,9 Mio € (Vorjahr: 74,6 Mio €). Die Energy Solutions verbuchten einen Auftragseingang von 24,6 Mio € (-20%); aufgrund der gut gefüllten Orderbücher und der begrenzten Umsatzkapazitäten verlief der Auftragseingang unter dem Vorjahreswert (30,7 Mio €). Sowohl im Inland als auch im Ausland nahm der Auftragseingang zu.

Besondere Impulse erwarten wir von den weltweiten Branchenhighlights: Die AMB in Stuttgart, die BIMU in Mailand und die IMTS in Chicago sowie die JIMTOF in Tokio werden richtungsweisend sein. Im laufenden Geschäftsjahr planen wir weiterhin einen Auftragseingang von rund 1,2 Mrd € zu erzielen. Im Werkzeugmaschinengeschäft wollen wir den Auftragseingang prozentual zweistellig steigern. Das Servicegeschäft sollte ebenfalls zweistellig anziehen. Für das Solargeschäft wird aufgrund der gut gefüllten Orderbücher und begrenzten Umsatzkapazitäten der Auftragseingang unter dem Vorjahreswert liegen.

Der Umsatz erreichte im 1.Quartal 244,4 Mio € und lag damit 83,3 Mio € unter dem Wert des Vorjahres (327,7 Mio €); er sank aufgrund des geringen Vorlaufs um 25%. Im Segment Werkzeugmaschinen reduzierte sich der Umsatz um 81,4 Mio € (-39%) auf 128,8 Mio €. Bei den Services ging der Umsatz um 10,4 Mio € (-12%) auf 76,8 Mio € zurück. Das Segment Energy Solutions erzielte ein Plus von 28% und stieg auf 38,7 Mio € (Vorjahr: 30,2 Mio €). Die Exportquote betrug 63% (Vorjahr: 54%).

Im Gesamtjahr planen wir beim Umsatz über 1,2 Mrd € zu erzielen. Die Belebung beim Auftragseingang wird sich zeitverzögert positiv auf den Umsatz auswirken. Aufgrund des geringen Vorlaufs wird der Umsatz bei den Werkzeugmaschinen geringer sein als im Vorjahr. Bei den Services gehen wir von einer Umsatzsteigerung aus. Im Solargeschäft erwarten wir aufgrund des hohen Auftragsbestandes den Umsatz verdoppeln zu können.

Am 31. März 2010 betrug der Auftragsbestand im Konzern 644,5 Mio € und lag damit erstmals wieder über dem Vorjahresniveau; dies bedeutet bei den Werkzeugmaschinen eine Produktionsauslastung von durchschnittlich etwa drei bis vier Monaten.

Der geringe Umsatz wirkte sich belastend auf die Ertragslage aus. Sie entwickelte sich im 1. Quartal wie folgt: Das EBIT war mit -11,1 Mio € negativ (Vorjahr: 15,5 Mio €) und das EBTbelief sich auf -19,8 Mio € (Vorjahr: 10,2 Mio €). Der Konzern weist zum 31. März 2010 ein Ergebnis nach Steuern von -14,7 Mio € aus (Vorjahr: 6,5 Mio €).

Wir arbeiten daran, auch unter den weiterhin ungünstigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Ertragskraft des Unternehmens zu erhalten. Wesentliche Einflussfaktoren auf die Ertragskraft im Gesamtjahr sind die Entwicklung der Auftragseingänge und deren Preisqualität sowie das Umsatzvolumen. Weitergehende detaillierte Aussagen für das laufende Geschäftsjahr sind derzeit noch nicht möglich. Im Hinblick auf das laufende schwierige Geschäftsjahr 2010 planen wir keine Zahlung einer Dividende.

Ausblick 2010

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
unser Motto für das Jahr lautet: „Herausforderungen meistern. Zukunft sichern!“.  Es liegt ein anspruchsvolles Jahr vor uns, in dem wir unsere Stärken nutzen werden, um weiterhin Erfolg zu generieren. Wir werden konsequent unsere strategischen Ziele verfolgen.

Künftige Absatzmärkte mit Wachstumspotenzial sehen wir vor allem in den BRIC-Staaten. In Brasilien, Russland, Indien und China werden wir uns weiter verstärken und unsere Wettbewerbsposition festigen. Wir werden unsere Stärken bündeln und auch auf wachsende Branchen, wie Aerospace, Medizintechnik, Automobiltechnik und regenerative Energien fokussieren.

Die Kooperation mit Mori Seiki im Vertrieb und Service werden wir auf weitere Märkte ausdehnen. Im Traditionsmarkt USA und im Wachstumsmarkt Indien treten wir seit dem 1. April 2010 gemeinsam auf. Die Kunden profitieren von einer deutlich verstärkten Vertriebs- und Servicestruktur und können aus dem breiten Produktprogramm beider Hersteller die für sie beste Lösung auswählen. Die Effizienzsteigerung durch die Kooperation kommt voll unseren Kunden zugute. In Indien investieren wir gemeinsam in ein neues Technologiezentrum mit großem Showroom.

Mit dem Ziel, unseren Kunden optimale Finanzierungslösungen anzubieten, offerieren wir ab dem 2. Quartal 2010 gemeinsam mit Mori Seiki und dem japanischen Handelsunternehmen Mitsui & Co. Ltd mit der MG Finance GmbH maßgeschneiderte länderspezifische Finanzierungen. Im ersten Schritt können Kunden aus Deutschland und Großbritannien von den Finanzierungsangeboten profitieren; zukünftig soll das Angebot europaweit ausgebaut werden. Damit reagieren wir auf den Wunsch der Kunden, Maschinen und Finanzierung aus einer Hand anzubieten.

Die Einweihung des HSC – Center of Excellence an unserem Standort in Geretsried wird im November ein weiteres Highlight des Jahres 2010 sein. Hier erwartet unsere Kunden – unter anderem aus der Zukunftsbranche der Medizintechnik – eine umfassende Beratung zum Einsatz der High-Speed-Cutting-Präzisionsmaschinen (HSC).

Aktuell

Die a+f GmbH erweitert die Energy Solutions mit einer Mehrheitsbeteiligung an der österreichischen Cellstrom GmbH – ein auf innovative Speicherlösungen spezialisiertes Unternehmen. Damit erschließt sich a+f den Zugang zum zukunftsträchtigen Markt der Energiespeicherung; die Cellstrom-Großbatterie basiert auf der Vanadium-Redox-Flow-Technologie und realisiert eine unterbrechungsfreie Stromversorgung durch Solar- und Windkraftanlagen auch bei Dunkelheit und Windstille. Das Batteriesystem ermöglicht jederzeit eine saubere, emissionsfreie und schnelle Energiebereitstellung. Nach jahrelanger Forschung hat der Energiespeicher von Cellstrom Serienreife erlangt. Das Geschäft mit der Speichertechnik soll bereits ab 2011 einen zweistelligen Millionen-Euro-Umsatz erreichen. Die Vanadium-Redox-Flow-Batterie von Cellstrom wird vom 9. bis 11. Juni 2010 auf der bedeutendsten Solarmesse der Welt – der Intersolar in München – ausgestellt.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
GILDEMEISTER setzt mit seinen innovativen Produkten und anwenderorientierten Technologien weltweit Trends. Unsere Fähigkeit, mit vereinten Kräften notwendige Maßnahmen zu erkennen und effizient umzusetzen, hat sich bewährt.

Das Geschäftsjahr 2010 wird eine weitere Bewährungsprobe für GILDEMEISTER sein; uns steht ein weiteres schweres Jahr bevor. Wir haben schnell reagiert und die durchgeführten Anpassungsmaßnahmen schaffen eine gute Ausgangsposition für die Zukunft.

Auch im Geschäftsjahr 2011 werden die Rahmenbedingungen herausfordernd bleiben; wie auch die Werkzeugmaschinenbranche rechnet GILDEMEISTER allerdings mit deutlichen Besserungstendenzen. Für den Verlauf von Auftragseingang und Umsatz sehen wir im Geschäftsjahr 2011 eine deutliche Steigerung. Beim Ergebnis gehen wir ebenfalls von einer Erholung und einer deutlichen Verbesserung aus. Wir sind vorbereitet für den kommenden Aufschwung!

Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
vertrauen Sie uns weiterhin! Schenken Sie uns und dem Unternehmen auch künftig Ihre Loyalität und Unterstützung. Wir setzen alles daran, damit Ihr Unternehmen als ein Gewinner der schwierigen Jahre hervorgeht und für Sie ein langfristig attraktives Investment ist und bleibt! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Dr. Rüdiger Kapitza 
Vorsitzender des Vorstandes 
14. Mai 2010